Letzte Woche bin ich auf mein altes Tagebuch und auf Urlaubsfotos aus dem Jahr 2019 gestoßen: Fahrradurlaub in Potsdam – oder besser gesagt Babelsberg. Es war sehr schön, diese Urlaubserinnerung vor meinem geistigen Auge wieder aufleben zu lassen. Heute möchte ich euch von einem Ausflug berichten, der mir von damals besonders in Erinnerung geblieben ist.
Meine Nachbarn hatten mir kurz vor meiner Reise bei einem gemeinsamen Abendessen von der Liebermann-Villa und dem beeindruckenden Garten erzählt. Das klang sehr faszinierend, und als ich dann nur dreißig Fahrradminuten von der Villa entfernt Urlaub machte, nutzte ich die Gelegenheit und radelte an einem sonnigen Herbsttag zu dem direkt am Wannsee gelegenen ehemaligen Sommerhaus von Max Liebermann. Die Eintrittskarte habe ich aufgehoben und in mein Tagebuch geklebt und eine Hand voll Fotos waren noch von damals auf meinem Smartphone.


Meine Nachbarn hatten nicht zu viel versprochen – der Garten war wirklich wunderschön. Wenn ihr euch das rechte Foto genau anschaut, werdet ihr vielleicht die Tomaten erkennen, die in dem zu Lebzeiten von Max Liebermann (1847 – 1935) um 1910 ursprünglich angelegten Reformgarten heute wieder prächtig gedeihen.
Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es Gartendenkmäler gibt. Der Garten ist eine detailgenaue Rekonstruktion von Bildern, die Liebermann von seinem Garten gemalt hat. Wenn ihr die Werke von Max Liebermann kennt, dann wird euch vielleicht die unten abgebildete Birkenallee bekannt vorkommen. Natürlich sind die Birken inzwischen neu gepflanzt. Aber der heutige Garten bildet doch sehr gut die Gemälde von Max Liebermann ab, die er wiederum von dem ursprünglich angelegten Garten gemalt hat.

Heute gehört die Terrasse, die man im Hintergrund sieht, zu einem gemütlichen Museumscafé. Von dort aus kann man direkt auf den Wannsee blicken. Hier mein Schnappschuss vom Seeblick, den ich damals gemacht habe.

Bei dem Mann mit dem Hut auf dem Foto könnte man meinen, Liebermann selbst sitzt mit seiner Frau auf der Bank und blickt auf den See.
Wenn man die Liebermann-Villa besucht, dann wird einem bewusst, dass die Liebermann-Villa nicht immer das Idyll war, das man heute vorfindet, sondern dass sie auch die traurige Geschichte der Familie Liebermann in sich trägt. Die Villa wurde 1940 – fünf Jahre nach Liebermanns Tod – beschlagnahmt. Liebermanns Witwe, die wie Max Liebermann jüdisch war, gelang es trotz Unterstützern nicht, aus Deutschland zu fliehen. Im März 1943 starb Martha Liebermann an einer Überdosis Schlafmittel, um einer bevorstehenden Deportation nach Theresienstadt zu entgehen. Das hat mich damals beim Besuch der Villa sehr beschäftigt und wirkt auch heute noch nach bei mir.

Heute ist die Liebermann-Villa ein Ort der Begegnung. Seit 2006 sind das ehemalige Sommerhaus und der denkmalgeschützte Garten zugänglich für die Öffentlichkeit. Neben der Dauerausstellung mit Gemälden von Max Liebermann finden in der Villa wechselnden Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops statt. Besucht die Webseite https://liebermann-villa.de und schaut euch meine literarischen und zeichnerischen Impressionen vom Wannsee an.
Wenn ihr den heutigen Gärtner der Liebermann-Villa kennenlernen wollt, dann schaut mal in die ARD Mediathek oder direkt auf die Seite des rbb.
Mit herbstlichen Eindrücken aus Potsdam und Umgebung verabschiede ich mich.




Bis zum nächsten Mal
Eure Esther