Ein kleines, feines Museum bei München – Das Kallmann-Museum

Unser Weg führt uns heute in das neu renovierte Kallmann-Museum im Schlosspark Ismaning bei München.

Nach einer gemütlichen Radtour bei herrlichem Wetter an der Isar entlang inklusive Picknick erreichen wir den Schlosspark, in dem sich das Kallmann-Museum befindet. Im Kallmann-Museum ist zur Zeit die Ausstellung „In den Strudeln der Zeit – Bilder zur Deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert aus der Sammlung Gerhard Schneider“.

Als erstes fällt mir auf, dass die Räume wunderschön hell renoviert wurden. Ein kleines Café hat dabei auch den Weg ins Museum gefunden.

Nachdem wir die Glastür zu den Ausstellungsräumen durchschritten haben, sind wir im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918. Da wir wussten, dass es sich bei den Bildern um Gemälde, Zeichnungen und Lithographien über den Krieg handelt, konnten wir uns im Vorfeld auf die teils sehr intensiven Eindrücke über Tod, Verwundung und Zerstörung einstellen. In dem Fall ist es auch wichtig, dass man sich vergegenwärtigt, dass es sich nicht um eine heitere Ausstellung handelt. Hier werden einige Künstler ausgestellt, deren Werke in der NS Zeit als „Entartete“ Kunst betitelt wurden. Was ich als Fehlinterpretation dieser beeindruckenden und intensiven Kunstwerke sehe. Eines möchte ich klarstellen: Mir fällt es unheimlich schwer, Begriffe aus der Nazizeit zu verwenden, selbst in Anführungszeichen, da ich dieser Gesinnung keinen Raum schenken möchte. „Entartete“ Kunst sollte heute mit einem anderen Begriff belegt werden, auch wenn der von den Nazis geprägten Begriff immer noch Einzug in die Kunstwelt hält. Es würde mich freuen, wenn ich einen Denkanstoß liefern könnte und eine Diskussion auslösen würde.

Anfangs sticht mir gleich der Künstler Otto Fischer-Trachau mit seinen Gemälden ins Auge. Otto Fischer-Trachau bringt den Ersten Weltkrieg mit intensiven dunkeln Farben auf die Leinwand. Erst bei genauerer Betrachtung erkenne ich: hier geht es um Schmerz und Tod. Als zweites fesselt mich der Maler Edwin Scharff. Edwin Scharff hält in seiner Lithographie „An die Fahnen“ 1915 den Krieg in Schwarz Weiß unter Einhaltung von Geometrischen Formen fest. Zwei Maler, die mich sehr beeindrucken. In ihren Bildern kommen die Schrecken des Krieges eindringlich zur Geltung.

Ich bin immer wieder aufs Neue erschüttert und sprachlos über die realistische Darstellung der Kriege in diesen Gemälden und Zeichnungen. Ich habe das Gefühl den Schmerz zu spüren, den die verletzten Soldaten erleiden. Die unterschiedlichsten Künstler in den Räumen bringen den Schmerz, die Verwundungen und den Tod so auf den Punkt, dass der Schmerz zu spüren ist, als wäre er im Raum. Ich habe das Gefühl, als ob sich die schrecklichen Geschehnisse direkt vor meinen Augen abspielen.

In einem der nächsten Räume sind Gemälde und Zeichnungen über die Novemberevolution 1918 – 1919 ausgestellt.

Zwei weitere Gemälde der Ausstellung, die mich nicht losgelassen haben: Waldemar Flaig „Golgatha I (Tod im Stacheldraht)“: Ein Gemälde, das bei genauer Betrachtung die schmerzhafte Vergänglichkeit des Soldaten widerspiegelt.

Albert Birkle „Unter den roten Fahnen“: Den Zeichenstil finde ich sehr interessant. Hier hatte ich das Gefühl, die mürrisch dreinblickenden Männer kommen immer näher. Es gibt auf der Zeichnung großartige Feinheiten zu sehen. Einfach beeindruckend das Ganze nur als Kohlezeichnung. Wobei es sich hier um eine Skizze des farbigen Gemäldes mit dem selben Titel handelt.

Begeben wir uns in den Raum über die Weimarer Republik 1918 – 1933. Ein Raum, in dem ich auch mal sitzen kann. Hier kann ich die Gemälde, Zeichnungen und Drucke aus einem bestimmten Abstand in aller Ruhe betrachten. Ich finde die Betrachtung eines Gemäldes aus verschiedenen Perspektiven immer wieder interessant. Dabei gelingt es mir wie hier im Kallmann-Museum in absoluter Ruhe und Stille in die sehr vielseitigen Werke einzutauchen. Ich liebe es ungestört Bilder minutenlang zu betrachten.

Eine Frage, die sich mir stellt ist immer wieder, wenn ich in ein Museum gehe: hat es eigentlich nur Maler oder Künstler gegeben? Wo sind all die Malerinnen und Künstlerinnen geblieben? Es hat immer schon viele Malerinnen und Künstlerinnen gegeben, die hier auch endlich neben ihren männlichen Kollegen ein Forum bekommen um der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

Ein paar Eindrücke (von links nach rechts): Lilly Pollack-Netzband, Werner Scholz, Hella Jacobs, Erna Schmidt-Caroll.

Im nächsten Raum begegnet mir die NS Zeit und der Zweite Weltkrieg 1933 – 1945. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, was für tiefgreifende Gefühle Gemälde über den Krieg im Vergleich zu Fotos in mir auslösen. In diesem Raum wird mir nochmal sehr deutlich gemacht, wie schrecklich dieser Zweite Weltkrieg und das Naziregime war. Deswegen behalte ich es mir vor, von diesen Gemälden keine Fotos zu machen. Mit einem extrem erdrückenden Gefühl gehe ich aus diesem Raum um diesen sehr realistischen und schmerzhaften Bilder zu entfliehen. Es ist schwer auszuhalten.

Im letzten Raum begegnen wir der Nachkriegszeit in all ihren Facetten. Zerstörte Häuser, hungernde Menschen, Städte in Schutt und Asche liegend, und apathische Kriegsheimkehrer.

Was bei dieser Ausstellung deutlich wird: die Bilder sind alles andere als kriegsverherrlichend und es ist absolut keine Ausstellung für Menschen, die Waffen und Kriege glorifizieren.
Eine Frage taucht bei diesem sehr intensiven Museumsbesuch immer wieder auf:

Wofür und warum?

Nun hat dieser Rundgang durch das Kallmann-Museum ein Ende gefunden. Allerdings nicht für mich. Auf dem Nachhauseweg fahren wir wieder durch den Wald an der Isar entlang zurück. Aber etwas ist anders als beim Hinweg. Wir fahren schweigend nebeneinander. Der Besuch mit diesen Eindrücken der schrecklichen Ereignisse der Kriege hat uns geprägt und führt uns ganz still nach Hause.

So – das war mein Blogbeitrag vom Kallmann-Museum über die Ausstellung „In den Strudeln der Zeit“. Hier noch der Link zur Webseite des Museums: https://kallmann-museum.de.

Als nächstes folgt in zwei Wochen Andrea mit einem neuen Beitrag. Ich kann Euch noch nicht sagen, um was es bei den Beiträgen geht, aber spannend sind sie allemal. Wir lassen uns immer gegenseitig überraschen, welchen interessanten Blogbeitrag die jeweils zwei anderen veröffentlichen. In vier Wochen folgt dann wieder Esther mit einem neuen Beitrag und in sechs Wochen könnt Ihr dann wieder was von mir erfahren, lesen und sehen. Lasst Euch überraschen.

Euer Hoodie24

3 Kommentare

  1. Roland sagt:

    Hab noch nie was vom Kallmann-Museum gehört! Und du hast recht, es sind eindrucksvolle Bilder!!

    1. SCHWESTER sagt:

      Ja das waren keine schönen Zeiten, nur Schmerz und der Tod, das haben wir überall auf der Welt. Das war ein Schreckliches Leiden damals, und in der heutigen Zeit ist es wieder so mit dem Krieg und es nimmt kein Ende.

  2. Andi sagt:

    Sehr schöner Bericht. Interessante Gemälde. Bestimmt sehenswert.

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